Da ist er, der Neue! Zugegeben ein Song, der sich dem Lärm der
jetzigen Zeit anpasst: Stille auf Straßen und Plätzen. Weil alle zu
Hause sind. Womöglich mit unruhigen Bauchgefühlen und Gedanken.
Anjas Gedanken auf dem Weg zum Songtext:
Auch meine Gedanken überschlugen sich in den letzten Wochen. Und,
versprochen, ich konnte auch vorher schon Rekorde in der Sparte
„Gedanken pro Minute“ erzielen.
Ich habe eine lang vergessene Gewohnheit wieder hochgeholt aus
meinem Terminkalenderkeller:
Morgens, sobald die Sonne durch mein Schlafzimmerfenster blinzelt,
setze ich mich auf mein Meditationskissen und begrüße den Morgen.
Unspektakulär, unheilig, unyogamäßig, aber wertvoll.
Ich halte mein Gesicht in die Sonne und habe das Gefühl, ich lade
meine Batterien für leuchtende Augen und ein strahlendes Lächeln auf.
Weil mir das schon mal vergehen könnte vor lauter Krise… weil
Menschen auf der Straße zwar gekonnt Abstand halten – danke dafür –
aber niemandem mehr in die Augen schauen, geschweige denn lächeln…
Wenn mein leuchtendes Gesicht durch den Tag strahlt, lächeln alle zurück.
Das weiß ich. Bitte unbedingt nachmachen.
Alle Werte, Gewohnheiten und unbemerkt zur Routine gewordenen Abläufe
des Alltags werden gerade in Frage gestellt. Die Zeit fehlte vorher, alles
einmal anzuschauen und zu fragen: „War das der Plan? Fühlt sich das noch
immer richtig an? Ist das gut oder kann das weg?“
Ich feierte vor Tagen meinen Geburtstag erzwungenermaßen in Quarantäne
und nicht wie sonst immer mit vielen Freunden über einen ganzen Tag Brunch
hindurch, um Zeit mit allen zu haben. Bunte Menschen, bunte Gespräche, viel
Lachen, viel Essen, viel Gefühl… so, wie es Widder eben mögen…
Diesmal habe ich mir den Tag für mich genommen, Zeit mit mir, Zeit mit
meiner Vergangenheit, meiner Zukunft und diesem seltsamen Quarantäne-Jetzt.
Und was soll ich sagen, nach einem halben Tag Stille war es wirklich still in mir.
Der Gedankenzug blieb stehen und ließ dem Atem freie Bahn. Stille Sensation.
Ohne Konfetti. Aber zeitlos. Erstaunlich kraftvoll.
Was daraus entstand? Ich sitze immer noch jeden Morgen in der Morgensonne
und schreibe meine Gedanken auf. Mit Kaffee. Und Hinhören. Und vorbeiziehenden Gedankenwölkchen…
Zum Hören, Lesen und Entspannen:
MANCHMAL STILL
Manchmal will ich in meinem eignen Kopf nicht wohnen,
das ist mir zu bunt.
Die Datenmengen häufen sich, machen Stau im Untergrund.
Heute brauch’ ich Stille, will meine Wahrheit wieder seh’n.
Sonst könnte zuviel Geschwindigkeit
mich in die falsche Richtung drehen.
Ich will heut’ nichts erklären,
brauch’ keinen Hauch einer neuen Idee.
Ich will ewig hier so sitzen,
durch den Sommer bis zum ersten Schnee.
Ich weiß, Stille bringt Frieden,
noch denkt mein Kopf hin und her.
Ich schütte meine Gedankensuppe zurück ins Weltenmeer.
Manchmal bin ich einfach still.
Weil ich ne Auszeit von mir will
Heute keinen einzigen Ton.
Stille reicht mir schon.
Ich will ne weiße Leinwand.
Die Chance, Raum und Zeit.
Vielleicht bin ich schon morgen
wieder zu allem bereit.
Glaub’ ich an mich wirklich, so wie die anderen an mich glauben.
Woran glaub’ ich am meisten? Wozu muss ich vor mir taugen?
Viel Herz, viel Wort, viel Ton.
Kein Schloss, kein Schiff, keine Juwelen.
Bleibt’s dabei oder gibt es Dinge, die in meinem Leben fehlen?
Stille Wasser sinken tief, bin heut’ raus in Sachen Höhenflug.
Ist Fröhlichkeit mein Lebenszweck? Ist Musik immer genug?
Hab’ ich meine Fragen aller Fragen
mit bunten Farben überstrichen?
Sind alle Antworten darauf vielleicht schon ausgeblichen?
Manchmal bin ich einfach still,
weil ich ne Auszeit von mir will.
Heute keinen einzigen Ton.
Stille reicht mir schon.
Ich will ne weiße Leinwand,
neue Chancen, Raum und Zeit.
Vielleicht bin ich dann schon morgen
wieder zu allem bereit.
Die Zukunft kommt am stillsten Punkt,
rennt vor Freude mich fast um.
Sie umarmt mich wie ihren besten Freund,
sagt: „Was sitzt du hier noch rum?
Komm’ raus aus deinem Schneckenhaus,
klapp’ die Flügel wieder aus!
Ich kenn’ dich, ich brauch’ dich,
wir beide wollen doch zusammen hoch hinaus.“
Doch heute bin ich einfach still.
Weil ich ne Auszeit von mir will
Manchmal keinen einz’gen Ton.
Stille reicht mir schon.
Ich brauch’ ne weiße Leinwand,
die Chance und Raum und Zeit.
Vielleicht bin ich schon morgen
wieder zu allem bereit.
Wir wünschen Euch schöne Momente beim Hören des Songs!